Weltkatastrophe in den sanften Hügeln des Odenwaldes

odenwald
Auf dem Weg von dem kleinen Städtchen Weinheim in das noch kleinere Dorf Löhrbach klärte mich vorgestern ein Taxifahrer auf: Die allgemeine Weltkatastrophe (Flut, Stürme, Erdbeben, Kometen und so) sei hier schon konkret zu beobachten, da ja offensichtlich die umgebenden Berge rapide schrumpfen würden. Denn da ‘wir’ daran gescheitert seien, die Amerikaner und Chinesen von ihrem furchtbaren Wirtschaften abzuhalten, hätte sich der Nordpol bereits um 15° erwärmt, was dazu geführt habe, dass sich die Berge richtung Norden absenken. Früher seien diese (die Hügel des vorderen Odenwaldes, die ich seit nun 21 Jahren regelmäßig vor Augen habe) noch richtige Berge gewesen, man wäre noch durch richtige Täler gefahren.

Während er dies sprach deutete er auf einen Hügel, von dem ich sehr klar erinnere, dass er in den letzten zwei Jahrzehnten immer nur ein Hügel gewesen ist, weil genau dort ein guter Freund von mir wohnt. Aber nein, das merke alles nur keiner, weil die Menschen so ein schlechtes Gedächtnis hätten. Man könne das von der Bahnhofsbrücke in Weinheim sehr gut beobachten: Noch vor elf Monaten hätte man von dort richtung Heidelberg den Kaiserstuhl sehen können, das sei jetzt nicht mehr möglich. Meinen Verweis auf die Rolle von ‘Diesigkeit’ – auch die andere Seite der Rheinebene sieht man manchmal und manchmal nicht – wollte er nicht hören. Als sich herausstellte, zu welchem Haus in Löhrbach ich wollte, grinste er breit und meinte: “da bei den Iblen aus dem wald, gell”, bis ihm klar wurd, dass ich die ‘Iblen aus dem Wald’ wohl gar nicht so übel finde, wenn ich ausgerechnet da hin will.* Er war sehr entäuscht als ihm dämmerte, dass ich dabei war auszusteigen ohne dass er mich hatte überzeugen können und es wohl wirklich kein Trinkgeld geben würde.

*Das bestätigte mal wieder meine Vorurteile darüber, was die Leute in der Gegend über meine Eltern denken.

One Response to “Weltkatastrophe in den sanften Hügeln des Odenwaldes”

  1. classless Kulla » Blog Archive » Alle Sinne Says:

    […] Als die Liebste daheim in Löhrbach mit Thanksgiving-Truthahn beköstigt wurde, wurde ich der Arbeit wegen Hiergebliebener von Ingo im Club mit einer sehr carnalen Pastasauce verwöhnt. […]