Nachspiel ist Vorspiel ist Nachspiel ist …

Heute erstaunte mich die Jungle World mit folgendem ‘Wochentip’:

Donnerstag, 13. Juli, Stralsund. »Not welcome Mr. Bush!« »Die Reichen und die noch Reicheren. Einige nennen sie die Elite – ich nenne sie meine Basis«, sagt Mr. W.Y Bush über seine Wähler. Frau Merkel will dem Mann aus Washington nun einfach mal ihre ostdeutsche Basis zeigen. Daran stören sich einheimische Antiame­rikaner, Rechtsextreme und Antiimperialisten. Aber auch vernünftige Linksradikale.


Kurz hielt ich es für einen Scherz, aber es ist nicht komisch. Vielmehr scheint der Schreibperson die Gemeinschaft mit ‘Rechtsextremen’ nicht zu denken zu geben und noch weniger ein Problem darzustellen. Und dabei schimmert auch nicht sowas wie Inhalt durch, den es vielleicht zu verteidigen gälte. Nix. Garnix. Das kann man im besten Fall auch von den ‘wirklichen’ Texten zum Thema in dieser Ausgabe sagen. Diese ‘vernünftigen Linksradikalen’ sind dabei – wie sich das für gute Deutsche gehört – vor allem “gegen die Kriegspolitik der USA” und haben den Verdacht entwickelt, dass Politiker sogar manchmal wirklich und in echt Politik machen:

Anstatt um eine beschauliche Tour durch Vorpommern geht es vielmehr um das Austarieren handfester politischer Interessen…

In diesem (Original-)Aufruf erscheinen die Nazis, die auch gegen Bush demonstrieren wollen, als Opfer eines Missverständnisses:

Diesem Ansinnen gilt es offensiv und entschieden entgegenzutreten. Es muss deutlich werden, dass der Widerstand gegen Neoliberalismus und kapitalistische Globalisierung nichts mit nationalistischer Beschränkung und rassistischer Ausgrenzung zu tun hat, sondern im Gegenteil internationale Solidarität und Globalisierung von unten meint.

Geh weg, das ist mein Spielplatz! Und weil wir das inhaltlich nicht festmachen können, behaupten wir es einfach und hoffen, dass wir durch die Macht der (hoffentlich) größeren Zahl dann Recht behalten. Mir erscheint das eher so:

… dürfte dieser Besuch gerade für [insert your own political peer group here] eine einzigartige Gelegenheit sein, am 14. Juli in Stralsund zu zeigen, was sie von der Kriegspolitik der USA … halten.

(Inspiriert von einer Seite, die ich ums Verrecken nicht direkt verlinken mag.)

Der eigentliche Anlass dieses Postings war aber ein Text auf der Titelseite der FAZ vom Dienstag (11.07.2006, rechte Spalte, Meinungskram und so, Autor kriege ich leider gerade nich rausgefunden…):

Auf der Woge

Oder war schlicht das Bild zu düster, das führende deutsche Köpfe jahrzehntelang von ihrem Land gezeichnet und in die Welt verschickt haben?
[…]
Eine mitgliederstarke Kaste in Politik und Medien wachte nicht erst seit der Wiedervereinigung darüber, daß niemand ungestraft sein Vaterland zu auffällig liebte – man wußte ja, wohin das führt. Wer Flagge zeigte und von Einigkeit und Recht und Freiheit sang, geriet in den Verdacht, ein bis zur Gefährlichkeit merkwürdiger Zeitgenosse zu sein.
Diese Unterstellung haben in diesem Sommer Millionen Deutsche als Unfug entlarvt.
[…]
Angst vor dem deutschen Patriotismus braucht das Ausland wahrlich nicht zu haben. Fürchterlicher ist immernoch der deutsche Opportunismus

Patriotismus ist also in Deutschland gerade offensichtlich total inopportun. Das ist nicht nur schrecklich dumm, sondern darüber hinaus in dem Bild vom guten deutschen Volk, das bloß von ‘einer mitgliederstarken Kaste in Politik und Medien’ antideutsch gegängelt wird, auch antisemitisch, und bestätigt, was für ein widerliches Schauspiel es ist, wenn deutsche Intellektuelle ‘auch mitspielen’ wollen im schönen neuen Deutschland.

brrrr…..

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